Schwerpunkt­e

Corona-Pandemie, Klimawandel, der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, die Inflation: Kinder und Jugendliche wachsen heute in einer von Unsicherheiten und Krisen geprägten Welt auf. Viele junge Menschen erleben existenzielle, gesundheitliche und finanzielle Sorgen. Die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung haben den Lebens-, Handlungs- und Entscheidungsraum von Kinder- und Jugendlichen in den letzten Jahren stark eingeschränkt. Gleichzeitig werden Tagesabläufe von jungen Menschen immer stärker institutionalisiert, verzweckt und von außen vorgegeben. Schule wird im gesellschaftlichen Diskurs und durch politische Entscheidungen immer häufiger als der eine relevante Bildungsort wahrgenommen. Die Lebensphase Jugend dient scheinbar vor allem dem Ziel, die Arbeits- und Ausbildungsfähigkeit von Jugendlichen herzustellen. In der Zeit der Lockdowns und des „Social Distancing“ fehlten die Kontakte zu anderen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen außerhalb des eigenen Elternhaus, während Zugänge zu Orten wie jugendkulturellen Einrichtungen, die Kinder und Jugendliche normalerweise als Freiräume nutzen, verwehrt waren; auch, weil die Anforderungen zur Bekämpfung der Pandemie über die Rechte von Kindern und Jugendlichen zur Teilhabe gestellt wurden.

Junge Menschen brauchen selbstbestimmte, selbstorganisierte und unverzweckte Freiräume, den Kontakt zu Gleichaltrigen und die Möglichkeit, sich in verschiedensten Rollen und gesellschaftlichen Bereichen auszuprobieren um eine starke und reflektierte eigene Sicht auf die Welt, eigene Positionen und eine eigene Identität zu entwickeln. Dies geschieht vor allem auch an Orten wie Spielplätzen und Parks, in Verbänden, Vereinen und Organisationen, im Jugendzentrum oder in der Jugendgruppe. Sie ermöglichen Kindern und Jugendlichen, sich auszutauschen, gemeinsam zu chillen oder Verantwortung füreinander oder für gesellschaftliche Herausforderungen zu übernehmen.

In der Lebensphase Jugend müssen junge Menschen die Möglichkeit haben, sich auszuprobieren, Spaß zu haben und Fehler zu machen. Sie entwickeln ihre Identität, erleben ihre Pubertät, ihre Geschlechtlichkeit und Sexualität. Gleichzeitig lernen sie, andere Menschen und deren Bedürfnisse anzuerkennen. Jugend ist als eigenständige Lebensphase zu sehen, in der es Freiräume braucht, für zentrale Prozesse und Erfahrungen der Persönlichkeitsentwicklung, Emanzipation, Handlungsfähigkeit und Selbstwirksamkeit.

Das Aufwachsen in Krisenzeiten kann die Biografien von Kindern und Jugendlichen massiv beeinflussen, zum Beispiel, wenn die eigenen Interessen, Möglichkeiten und Zukunftspläne kurzfristig und mitunter auch langfristig immer wieder angepasst, zurückgenommen, sogar aufgegeben und ersetzt werden müssen.

Vor diesem Hintergrund müssen die Akteur_innen und Träger der Jugendarbeit kritisch hinterfragen, welche Auswirkungen und Herausforderungen für die eigene Arbeit bestehen. Vor diesem Hintergrund soll auf dem Landesforum darüber diskutiert und Perspektiven entwickelt werden, wie Kinder und Jugendliche in Krisenzeiten unterstützt und ihre Freiräume für die Zukunft gesichert und gestärkt werden können und welche Rolle Kinder- und Jugendarbeit hierbei zukommt und zukommen könnte.